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04.06.16 11:03 Alter: 8 Jahr(e)
Kategorie: Bericht, Betriebsfeuerwehr
Von: Christian Falk

Modultag 15 – THL Tag 2016

Diepersdorf (DB 3) – Gerade die letzten schweren Unfälle auf der Autobahn A6 haben gezeigt, wie wichtig die technische Rettung im Feuerwehrwesen geworden ist – dazu wurde allen Feuerwehren aus dem Dienstbezirk 3 wieder der traditionelle THL Tag am 28.05.2016 angeboten.


Das Ausbildungsteam hatte sich wieder ein abwechslungsreiches Programm überlegt – dabei wurde auf die schonende Rettung sehr viel Wert gelegt. Es stand aber nicht nur die technische Rettung im Vordergrund, auch das Taktikschema wurde an jeder Station separat durchlaufen – gerade die richtige Erkundung führt in einer zeitkritischen Situation, sowie psychischen Belastung zur richtigen Befehlsgebung.

Bei herrlichem Wetter konnte Kreisbrandmeister Christian Falk die Teilnehmer am Modultag begrüßen und stellte erfreut fest, dass auch wieder viele Teilnehmer aus Feuerwehren ohne Rettungssatz vertreten waren. Eine vernünftige Vorbereitung, z. B. das Sichern eines Fahrzeuges oder Schaffung eines Erstzugangs sowie die Betreuung des Patienten kann auch ohne Rettungssatz erfolgen. Daher wurden auch genau solche Elemente in die einzelnen Stationen mit eingebaut. Das Abstellen eines Beauftragten für Sicherheit wurde an jeder Station ebenfalls wieder mit eingebaut.

Die Ausbildung war erneut auf vier Stationen aufgeteilt, an denen die insgesamt 86 Teilnehmer ihr Wissen auffrischen konnten.

Station 1: PKW in Seitenlage – verschiedene Methoden der Sicherungsmaßnahmen

Ein VW Polo war auf der Fahrerseite liegend aufgefunden worden. Die richtige Erkundung ergab, dass sich ein Kind auf dem Beifahrersitz befand und ein (Stoff)Hund in den Fußraum unter der Sitzbank gerutscht war.

Nach erfolgreicher Erkundung galt es den PKW mit verschiedenen Möglichkeiten zu Sichern. Dabei zeigte das Ausbilderteam Philipp Wolshöfer (FF Ezelsdorf) und Andreas Hirschmann (FF Winkelhaid) die verschiedenen Möglichkeiten mit der genormten Beladung eines Tragkraftspritzenfahrzeuges (TSF), eines Löschgruppenfahrzeuges (LF) und eines Rüstwagens (RW) auf. Die Teilnehmer konnten dabei selbst Hand anlegen und die einzelnen Aufgaben mit Bravour lösen. Im weiteren Übungsverlauf wurde noch eine Erstöffnung geschaffen und das Kind entsprechend gesichert bzw. gerettet.

 

 

Station 2: PKW auf Dach – Person unter Dach

An dieser Station legte Ausbilder Kai Bellmann (FF Feucht) ebenfalls viel Wert auf die Erkundung: unser Freund „Holz Horst“ war nach einem Unfall im Beckenbereich unter dem auf dem Dach liegenden Fahrzeug eingeklemmt. Da an der ersten Station der Schwerpunkt bereits auf der Fahrzeugsicherung lag, wurde an dieser Station nur eine Variante der Sicherung gezeigt. Der Ausbildungsschwerpunkt lag an dieser Station in dem Aufzeigen der verschiedenen Möglichkeiten den PKW entsprechend anzuheben und die Person aus der misslichen Lage zu befreien. Dabei standen unterschiedliche Gerätschaften wie Wagenheber, Büffelwinde sowie Hebekissen zur Verfügung. Es wurden die einzelnen Vor- und Nachteile erörtert und die entsprechenden Notwendigkeiten wie Bodenbeschaffenheit und Unterbau hervorgehoben.

Abschließend wurde die Person mit Hilfe von Hebekissen befreit und mittels eines Spineboards gerettet.

 

 

Station 3: LKW in Seitenlage – Zug und Gegenzug

Nachdem dem Ausbildungsteam ein LKW zur Verfügung stand wurde erstmalig auch diese Art der Rettung aufgezeigt. Als Unfallszenario stellten Ausbilder Michael Stelzer und Christian Schweigert (FF Feucht) folgendes Szenario vor: nach einem Unfall war ein LKW zur Seite umgekippt und hatte einen PKW erfasst – der LKW lag nun auf dem PKW. Zur Rettung der Person musste der LKW mittels eines Mehrzweckzugs langsam angehoben und durch einen zweiten Mehrzweckzug von der Gegenseite gegen Wegrutschen gesichert werden. Auch an dieser Station galt es zuerst entsprechende Vorkehrungen zur Sicherung vorzunehmen und Aufstellflächen für die Feuerwehrfahrzeuge zu definieren. Insbesondere die Unfallverhütungsvorschriften (UVV) nahmen an dieser Station Zeit in Anspruch. Galt es ja u. a. auf die Sicherung, den Seilabstand und die Seilbeschaffenheit sowie die Belastung der Gerätschaften hinzuweisen. Gemeinsam wurden die einzelnen Mehrzweckzüge aufgebaut und das richtige Anbringen der Seile und Schlupfe vorgenommen.

 

 

Station 4: Rettung mehrerer Personen aus einem Transporter

Ein nicht alltägliches Einsatzszenario hatte sich Ausbilder Markus Stelzer (FF Feucht) an dieser Station überlegt: Ein vollbesetzter VW Transporter wurde in einen Unfall verwickelt. Sowohl Fahrer, als auch Beifahrer und zwei Personen in der dritten Sitzreihe mussten schonend gerettet werden. War das Öffnen der vorderen Türen noch eine gewisse Routine, so erforderte es schon einiges an Geschick und Kniffe, die Rettung der Personen auf der Rückbank zu gewährleisten. Dabei wurden die einzelnen Schritte mit den Kameradinnen und Kameraden besprochen und dann mittels Schere und Spreizer vorgenommen. Es wurden dabei mehrere Varianten der schonenden Rettung aufgezeigt – entsprechend sah der Transporter nach vier Runden auch aus.

 

 

Die Teilnehmer wechselten nach jeweils einer Stunde die einzelnen Stationen und es blieb dabei auch genug Zeit zum Fachsimpeln und dem Erfahrungsaustausch. Gerade das Miteinander und der Austausch nach entsprechenden Einsätzen helfen den Kameraden im Umgang mit solchen Situationen. Die große Mittagspause bei Haxn mit Kraut- und Kartoffelsalat wurde ebenso dafür genutzt. Die ohnehin gute Stimmung wurde danach durch ein leckeres Eis zum Nachtisch bei herrlichem Wetter abgerundet und sorgte für eine gelungene Abwechslung.

Als Highlight wurde nach dem Mittagessen noch eine schonende Rettung aus einem LKW vorgeführt. Dabei moderierte Markus Stelzer die vom Ausbildungsteam durchgeführte Rettung. Der LKW in Seitenlage wurde zuerst gegen Wegrutschen gesichert und über die Dachluke ein Erstzugang geschaffen. Anschließend wurden die Frontscheibe und das Dach entfernt und die Einklemmung im Fußraum vorgenommen. Dazu kam der altbewährte Kettenzug im Bereich des Lenkrads zum Einsatz um die Einklemmung im Bauchraum zu beseitigen. Für den Fußraum wurde ein Rettungszylinder eingesetzt. Zwischen den einzelnen Schritten wurde die Rettung immer wieder gestoppt und die Teilnehmer konnten sich aus nächster Nähe ein Bild der einzelnen Schritte machen. Im Verlauf wurde die Motorhaube entfernt und Entlastungsschnitte an der Karosse gesetzt. Bei einem LKW in Seitenlage liegt die große Herausforderung darin, dass die Tür meist nicht entfernt werden kann. Dafür wurde ein Lösungsansatz gezeigt. In den neben der A- Säule gesetzten Entlastungsschnitt wurde der Spreizer eingesetzt und die Tür zusammen mit der A- Säule vom Verunfallten weggedrückt. Zur weiteren Befreiung kam ein Zylinder in der Kabinenmitte zum Einsatz. Mit diesem wurde die Frontpartie des LKWs vom Fahrer weggedrückt.

 

 

Nach über 6 Stunden Ausbildung an diesem Tag waren die Teilnehmer sehr begeistert von den vielen Eindrücken und dem Erfahrungsaustausch.

Ein großes Dankeschön gilt dabei den Firmen Autohaus Strobel, Abschleppdienst Sebastian Hössl, TruckRepair, WeberRescue, sowie der Feuerwehr Diepersdorf für das zur Verfügung stellen der Unterkunft und den Feuerwehren Feucht, Schwarzenbruck und Ezelsdorf für die bereitgestellten Gerätschaften. Ein großer Dank an die Organisatoren und das Aubilderteam, die den Tag wieder zu einer lehrreichen Ausbildung werden haben lassen.

 

Ein besonderer Dank an Germans Design, welche die Ausbildung erneut gefilmt und einzelne Schulungsvideos erstellt haben.

Im kommenden Jahr wird es dann den THL Tag unter dem Motto „Maschinen- und Bauunfälle“ geben.